show you how strong I am
Selva Hamadi
Kollegen von Andrew sagen freigeistig und unkonventionell (immer eine Spur überheblich, aber das hat nichts mit dir zu tun, so sind die einfach). Andrew sagt rasend schön und lebendig und stur und seine Nemesis an manchen Tagen, die er wirklich sehr geliebt hat. Weil auch ein schwuler Mann eine Frau aufrichtig lieben kann, das war echt. Das Körperliche—naja. Andrew war bemüht, es hat irgendwie funktioniert für eine Weile, außerdem wollte er wirklich gerne Kinder—dieses Thema, du konntest es irgendwann echt nicht mehr hören (also spätestens nach dem dritten Mal) und seine Fünfjahrespläne mit dir und seiner Karriere und den nächsten vier Urlauben und dem Haus. Am Anfang mochtest du diese Sicherheit, die der dir gegeben hat, diese bedingungslose Unterstützung für jede deiner wilden Ideen, diese große Liebe, in der du dich gut und richtig gefühlt hast. Trotz der 3748 heftigen Streits, bei denen ihr euch Wörter - und du auch mal eins seiner teuren Weingläser - an die Köpfe geworfen habt, nach denen ihr drei Tage nicht miteinander reden konntet. Und dann hat er dich gefragt, ob du ihn heiraten willst und plante schon diese Party für euch, als hätte er deine Kindheitsträume auswendig gelernt. Keine Ahnung, was ihr euch immer vorgemacht habt, wie ihr das hinbekommen habt, euch selbst zu belügen, aber bei dieser Hochzeit, bei diesem Fest, da habt ihr und alle anderen daran geglaubt, dass das wirklich was werden kann. Das Zusammenziehen, das gemeinsame Haus, so leblos und steril, spätestens das war euer Tod. Andrew war irgendwann gar nicht mehr zu sehen, nächtelang im Büro, in seinem Arbeitszimmer und auf dem Sofa, das er sich da reingestellt hatte. Dass du fremdgegangen bist, schien er zu wissen und stillschweigend zu akzeptieren. Eine angespannte Bitterkeit, die ihr beide nicht aushalten konntet und trotzdem musstest du erst sagen, es geht nicht mehr, so könnt ihr nicht leben und außerdem hättest du schon ewig gewusst, dass er dich nicht lieben würde, wie man eine Frau lieben sollte. Na bitte. Musste er sich nicht mal selbst outen, so wie er das noch nie im Leben hatte tun müssen.
weiblich
40 Jahre
Galeristin
Sofia Boutella
Andrew Marsh
Vom Sternzeichen her Schrankschwuler. Ist er ja mehr oder weniger gut durchgekommen, bis heute sogar, auch wenn ihm nahe Menschen immer weniger verstehen, was das noch soll. Na ist halt so, manches lässt sich nicht ändern, hat er ja schon immer gerne gesagt, sobald es ihm in den Kram gepasst hat. Dass also mal eine Frau daherkommen würde und ihn vom Gegenteil überzeugen, das hatte er insgeheim immer gehofft in seiner heteronormativen Traumwelt. Sich an seiner eigenen Realität festbeißen, auch ein besonderer Andrew skill, den er echt lange genug aufrechthalten konnte. Richtig gekämpft hat er für dieses Paralleluniversum, in dem er einfach ganz normal eine Familie haben sollte. Nein, er hat’s ihr nie vorgehalten, so selbstvergessen ist nicht mal er. Die kleine Midlife Crisis nach der Scheidung (roter Ferrari, stylishe und extrem teure Junggesellenbude im neuen Wohnturm am Kanal) geschenkt, sein Hang zum Selbstmitleid und Schwelgen in seinem Drama überrascht niemanden. Ihm geht’s schon auch gut, keine Sorge, er hat seine Arbeit und richtig liebe Freunde (die schon manchmal den Kopf über ihn schütteln, aber bestenfalls(!) die Klappe halten). Im Nachhinein waren das auch vier Jahre Fiebertraum, inzwischen sind zum Glück alle erwachsener – und der Ehering ist nach wie vor ein nettes Accessoire für besondere Anlässe und neugierige Kollegen, da ist er Opportunist, na klar.
männlich
46 Jahre
Anwalt
Anderson Cooper
elastic heart
Wie ihr beiden euch kennengelernt habt, wird ja auch für immer ein Rätsel bleiben – zumal jede*r von euch eine andere Version erzählt. Überhaupt wart ihr euch selten einig – das stimmt heute auch immer noch so. Die beste Variante von euch gab‘s wahrscheinlich im Urlaub oder wenn ihr gemeinsam auf unliebsamen Veranstaltungen auftreten musstet als A+ power couple. Über die anderen Gäste lästern, egal ob am Strand oder beim Gala-Dinner, eure König*innendisziplin. Vielleicht war’s dieses Ding mit den sich anziehenden Gegensätzen, aber eigentlich seid ihr gar nicht so verschieden. Ihr wisst sehr genau, was ihr vom Leben wollt (oder zumindest in euren Karrieren), und wie ihr dahinkommt. Andrews Geld zum Beispiel, das stand nie zwischen euch, Selva war nie darauf angewiesen, geschweige denn von seiner Großzügigkeit abhängig. Zum Scheitern verurteilt, meinetwegen, das haben ja von Anfang an alle gesagt, die’s überhaupt nichts anging. Aber wenn ihr erst mal angefangen habt, euch über Kunst zu streiten (oder was auch immer euch gerade einfallen wollte) mit euren sehr verschiedenen Ansichten, aber einer gemeinsamen Begeisterung, die jeden Raum ausfüllte und die Umstehenden denken ließ, na die haben sich schon verdient.

Nach der Trennung bleibt es kühl. Selva hat versprochen, nichts zu sagen, der offizielle Grund ist Andrews Arbeit, auseinanderleben, diesdas. Wie gut sie das findet, vier Jahre ihres Lebens als Alibi fungiert zu haben? Wie sehr seine Bemühungen, das wieder gutzumachen gefruchtet haben? Das ist jetzt alles fast 10 Jahre her. Wir werden sehen!! Auf jeden Fall soll sie immer noch ein wichtiger Teil in seinem Leben sein, ihm mit ungefragten Ratschlägen zur Seite stehen, regelmäßig sein Leben auf den Kopf stellen oder einfach mal so durchwirbeln, ob jetzt aus Rache oder einfach so. Eigentlich hätt ich’s gerne lieb, aber die sind beide so sture Dickschädel, das es sicherlich genug Potenzial für das allseits beliebte Drama gibt. Diesdas, alles verhandelbar, wie immer! Hit me up, ich glaub das wird schön.